In diesem Beitrag gehe ich explizit auf die Kaufgeschäfte ein. Im Beitrag “Arten von Optionen” hab ich bereits kurz erklärt, was bei einem Long Call sowie Long Put die wesentlichen Merkmale sind. Keine Sorge! Diese wiederhole ich hier selbstverständlich.
Table of Contents
Long Call
Fangen wir mit dem Long Call an.
Ein Long Call ist ja eine sogenannte Kaufoption. Wir erhalten bei Kauf der Option das Wahlrecht, den Basiswert (in unserem Fall eine Aktie) zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft und zu einem festgelegten Preis zu kaufen.
Übrigens: Bist du bei den Begrifflichkeiten noch unsicher, dann schaue hier vorbei.
Ziel bei einem Long Call: Aktie in der Zukunft billiger kaufen, als sie am Markt wert ist
Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Aktie steigen. Demzufolge ist der Long Call eine sog. “bullische” Strategie, da wir von steigenden Kursen ausgehen.
Hier eine gute Eselsbrücke: Der Bulle stößt mit seinen Hörnern beim Angriff von unten nach oben.
Was am besten hilft aus eigener Erfahrung ist ein Beispiel:
Nehmen wir mal an, eine Aktie X (unser Basiswert) steht aktuell bei 100€ und wir vermuten, dass diese in den nächsten Wochen oder Monaten steigen wird. Ws wir aus dem Artikel “Was ist eine Option?” wissen, ist, dass wir bei Kauf einer Kaufoption ein Wahlrecht erwerben zum Kauf der Aktien zum vorab definierten Preis in der Zukunft. Der vorab definierte Preis ist der Ausübungspreis bzw. Strike Preis. In diesem Fall setze ich ihn auf 110€.
Folglich erwerben wir das Recht, die Aktie X in der Zukunft für 110€ kaufen zu können. Zusätzlich bezahlen wir eine angenommene Optionsprämie von 5€ an den Verkäufer.
Wir gehen einfach mal davon aus, dass die Aktie in 60 Tagen bei 150€ dotieren wird und kaufen nun einen Call.
Ich habe es dir hier einmal grafisch dargestellt:
Was man sieht, ist folgendes:
Der Käufer, in diesem Fall wir, geht von einer Kurssteigerung der Aktie auf bis zu 150€ aus. Unseren Strike Preis setzen wir auf 110€. Natürlich könnten wir diesen auch auf 120€ oder 105€ setzen. Wir setzen ihn leicht über dem aktuellen Aktienkurs, da die Prämie, die wir an den Verkäufer zahlen müssen, ansonsten zu hoch wäre.
Dafür erwerben wir aber nur ein Wahlrecht zum Kauf der Aktien für 110€ in 60 Tagen. Dieses Wahlrecht können wir jederzeit ausüben.
Es ergibt sich folgendes Gewinn- und Verlustprofil:

Dies sieht etwas komplex aus, ist aber super simpel!
Ab einem Kurs von 115€ machen wir erstmal Gewinn, denn wir haben zum Einen unseren Kaufpreis in Höhe der 110€ und darüber hinaus die Optionsprämie von 5€. Unser Break-Even Punkt liegt bei 115€. Mit steigender Optionsprämie steigt auch der Break Even Punkt. Folglich ist eine niedrigere Optionsprämie in diesem Fall vorteilhafter.
Der Verlust ist begrenzt auf die bezahlte Optionsprämie, da wir ja nur ein Wahlrecht erwerben und dies im schlimmsten Fall verfallen lassen. Dazu später mehr 😉
Der Profit ist theoretisch unbegrenzt, da der Aktienkurs während der Laufzeit unbegrenzt steigen kann, also beispielsweise auch über die 150€.
Nun ergeben sich folgenden Szenarien:
Szenario 1: Der Kurs steigt auf 150€
Steigt die Aktie auf 150€, so wird unsere Erwartung von steigenden Kursen erfüllt. Zudem liegen wir über unserem Break-Even Kurs von 115€. Wir üben unsere Option aus und kaufen die Aktien für unseren vorab definierten Strike Preis in Höhe der 110€.
Vom erzielten Gewinn müssen wir noch die bezahlte Optionsprämie abziehen, da wir diese bereits bei Kauf an den Verkäufer bezahlt haben.
Es ergibt sich folgender Gewinn:
- Gewinn: (150€ – 110€ – 5€)*100 = 3500€
Szenario 2: Der Kurs sinkt auf 80€
Sinkt die Aktie auf 80€, so wird unsere Erwartung von steigenden Kursen nicht erfüllt. Zudem liegen wir unter unserem Break-Even Kurs von 115€ und wir lassen unsere Option verfallen. Dies bedeutet konkret, dass wir das Wahlrecht, die Aktien zu kaufen, nicht ausüben.
Wie oben in der Grafik zu sehen ist, ist der maximale Verlust begrenzt auf die bezahlte Optionsprämie. In diesem sind es die 5€. Auch wenn der Kurs noch weiter sinken sollte, würde es immer bei diesen 5€ bleiben.
Es ergibt sich folgender Verlust:
- Verlust: 5€ * 100 = 500€
Szenario 3: Der Kurs bleibt neutral bei 115€
Verhält sich der Aktienkurs neutral und dotiert am Ende der 60 Tage bei 115€, so wird unsere Erwartung von steigenden Kursen nicht erfüllt. Zudem liegen wir aber hier dieses Mal genau bei unserem Break-Even Punkt in Höhe der 115€.
Hier wird nun deutlich, warum der Kurs über die 115€ steigen muss. Sollten wir ausüben, so kaufen wir die Aktien für 110€ und könnten diese für 115€ verkaufen. Dies macht einen Gewinn von 5€.
Klingt erstmal gut..
Aber die Optionsprämie in Höhe der 5€ mussten wir ja bereits bei Kauf abdrücken, daher beträgt der Gewinn 0€!
Wir lassen unsere Option ebenfalls verfallen. Hier nochmal als berechnet:
- Gewinn/Verlust: (115€ – 110€ – 5€)*100 = 0€
Zusammenfassung:
Ich habe dir die einzelnen Szenarien noch einmal grafisch dargstellt:
- Maximaler Verlust: Optionsprämie
- Maximaler Gewinn: Kurs zur Fälligkeit – Ausübungspreis – Optionsprämie
- Volatilität: Wenn möglich niedrig
- Marktumfeld: steigend („bullisch“)
–> Risiko ist perfekt kalkulierbar, da nur ein Wahlrecht und keine Pflicht erworben wird
–> Erzielung von Gewinn, wenn der Aktienkurs erheblich ansteigt. Bleibt der Kurs gleich oder fällt sogar, dann ist die Prämie verloren.
Long Put
Ein Long Put ist, wie der Long Call, eine Kaufoption. Wir erhalten jedoch bei Kauf der Option das Wahlrecht, den Basiswert (in unserem Fall eine Aktie) zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft und zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Hier liegt der Unterschied zum Long Call: Wir haben nicht das Wahlrecht, zu kaufen, sondern zu verkaufen.
Ziel bei einem Long Put: Aktie in der Zukunft teurer verkaufen, als sie am Markt wert ist.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Aktie sinken. Demzufolge ist der Long Put eine sog. “bärische” Strategie, da wir von sinkenden Kursen ausgehen.
Hier eine gute Eselsbrücke: Der Bär schlägt mit seinen Tatzen beim Angriff von oben nach unten.
Hier wieder ein Beispiel:
Nehmen wir mal an, die Aktie X (unser Basiswert) steht aktuell wieder bei 100€ und wir vermuten das diese in den nächsten Wochen oder Monaten sinken wird. Was wir nun aus dem Artikel “Was ist eine Option?” wissen, ist, dass wir beim Long Put ein Wahlrecht erwerben – zum Verkauf der Aktien zum vorab definierten Preis in der Zukunft. Der vorab definierte Preis ist der Ausübungspreis bzw. Strike Preis. In diesem Fall setze ich ihn auf 90€.
Folglich erwerben wir das Recht, die Aktie X in der Zukunft für 90€ verkaufen zu können. Zusätzlich bezahlen wir wieder eine angenommene Optionsprämie von 5€ an den Verkäufer.
Wir gehen darüber hinaus wieder davon aus, dass die Aktie in 60 Tagen bei 60€ dotieren wird und kaufen nun einen Put.
Ich habe es dir hier einmal grafisch dargestellt:
Was man sieht ist wieder folgendes:
Der Käufer, in diesem Fall wir, geht von einer Kursreduzierung der Aktie auf bis zu 60€ aus. Unseren Strike Preis setzen wir auf 90€. Natürlich könnten wir diesen auch auf tiefer oder höher setzen, wie bspw. auf 85€ oder 95€. Wir setzen ihn jedoch am besten leicht unter dem aktuellen Aktienkurs, da die Prämie, die wir an den Verkäufer zahlen müssen, sonst zu hoch wäre.
Dafür erwerben wir aber nur ein Wahlrecht zum Verkauf der Aktien für 90€ in 60 Tagen. Dieses Wahlrecht können wir erneut jederzeit ausüben.
Es ergibt sich folgendes Gewinn und Verlustprofil:

Dies sieht wieder etwas komplex aus, ist aber ebenfalls super simpel!
Ab einem Kurs von 85€ machen wir erst Gewinn, denn wir haben unseren Verkaufspreis in Höhe der 90€ und darüber hinaus die Optionsprämie von 5€. Unser Break-Even Punkt liegt bei 85€.
Der Verlust ist, wie bei allen Kaufgeschäften, immer begrenzt auf die bezahlte Optionsprämie, weil wir ja nur ein Wahlrecht erwerben und dieses im schlimmsten Fall verfallen lassen.
Der Profit ist im Vergleich zum Long Call jedoch begrenzt , da der Aktienkurs während der Laufzeit nur maximal auf 0€ sinken kann.
Nun ergeben sich folgende Szenarien:
Szenario 1: Der Kurs sinkt auf 60€
Sinkt die Aktie auf 60€, so wird unsere Erwartung von sinkenden Kursen erfüllt. Zudem liegen wir unter unserem Break-Even Kurs von 85€. Das heißt konkret, wir liegen in unserer Gewinnzone. Wir üben in diesem Fall unsere Option aus und verkaufen die Aktien für 90€.
Vom erzielten Gewinn müssen wir noch die bezahlte Optionsprämie abziehen, da wir diese bereits beim Kauf an den Verkäufer bezahlt haben.
Es ergibt sich folgender Gewinn:
- Gewinn: (90€ – 60€ – 5€)*100 = 2500€
Hier gehe ich davon aus, dass wir Aktien im Besitz haben und diese dann verkaufen. Unser Gewinn ist sozusagen der zum Glück entgangene Kursverlust 😉
Eine andere Möglichkeit wäre, diese Option “nackt” zu kaufen. Sollte sich der Kurs entsprechend verhalten und sinken, so nimmt der Wert der Option zu und man kann die reine Option vor Ende teurer verkaufen, ohne die Aktien in irgendeiner Form vorher besessen zu haben.
Szenario 2: Der Kurs steigt 150€
Steigt die Aktie auf 150€, so wird unsere Erwartung von sinkenden Kursen wiederum nicht erfüllt, Dies bedeutet, dass die Option wieder wertlos verfällt und wir einen Verlust in Höhe der Optionsprämie in Kauf nehmen müssen.
Würden wir ausüben, so würden wir Aktien für 90€ verkaufen, obwohl wir sie am Markt für 150€ verkaufen könnten. Das macht wenig Sinn! 😉
Zudem liegen wir über unserem Break-Even Kurs in Höhe von 85€. Das heißt, wir liegen in diesem Fall in der Verlustzone.
Es ergibt sich daher folgender Verlust:
- Verlust: 5€*100 = 500€
Szenario 3: Der Kurs bleibt neutral bei 85€
Ich habe hier wieder den Break- Even Punkt genommen, um stärker zu verdeutlichen, dass dies auch wieder ein 0€ Geschäft ist.
Üben wir in diesem Szenario aus, so würden wir die Aktien für 90€ verkaufen, obwohl sie 85€ wert sind. Die Differenz in Höhe der 5€ spiegelt unseren Gewinn wider. Wir könnten die Aktien auch für 85€ am Markt erneut kaufen 😉
Die Optionsprämie haben wir natürlich bei Kauf des Puts am Anfang für den Erwerb des Wahlrechts an den Verkäufer bezahlt. Folglich ergibt sich wieder ein Gewinn/Verlust von 0€:
- Gewinn/Verlust: (90€ – 85€ – 5€)*100 = 0€
Zusammenfassung:
Ich habe dir auch wieder die Szenarien einmal dargstellt:
- Maximaler Verlust: Optionsprämie
- Maximaler Gewinn: Ausübungspreis – Optionsprämie
- Volatilität: Wenn möglich niedrig
- Marktumfeld: fallend („bärisch“)
–> kann zur Spekulation auf fallende Preise verwendet werden, aber auch zur Absicherung des eigenen Depots. Besitzt man 100 Aktien eines Unternehmens und geht davon aus, dass die Preise fallen, könnte man Puts zur Absicherung kaufen. Der Verkaufspreis der Aktien wird von Anfang an definiert. Beim Long Put sind Gewinne und Verluste nach oben hin begrenzt. Dies macht den Long Put gut kalkulierbar.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass Kaufgeschäfte eine gute Möglichkeit bieten, von extremen Kursschwankungen zu profitieren, WENN man den richtigen Riecher hat.
Das Risiko ist zudem sehr gut von vornherein abschätzbar, da es nur die Optionsprämie ist.
Der große Nachteil ist jedoch, dass bei Kaufgeschäften in 2 von 3 Fällen der Verkäufer und nicht der Käufer gewinnt. Hierzu habe ich einen gesonderten Beitrag erstellt. Klicke einfach dazu hier.